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Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AKJP) 111, 3/2001
Fokaltherapie
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie 111
Mit Beiträgen von Marion Hermann, Ulrike Jongbloed-Schurig, Beate Kunze, Ellen Lang-Langer, Edith Naumann-Heiligenstein, Eberhard Windaus, Angelika Wolff
1. Aufl. 2001
160 S., 
19,90 €
vergriffen, keine Neuauflage * Bestellung abgelegt

 

 

Inhalt


Ulrike Jongbloed-Schurig
Die Fokaltherapiekonferenz am Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Frankfurt a. M.

Ellen Lang-Langer
»Niemand darf meine vernarbte Brust berühren, sonst muss ich ihn totschlagen«
Die fokale Behandlung einer Mutter und ihres vier Monate alten Babys

Angelika Wolff
Tobias

Eberhard Windaus
Vom Amokläufer zum gerupften Huhn
Aus einer Fokaltherapie mit einem 12-jährigen Jungen

Beate Kunze
»Ich bin nicht mehr ganz – ich bin nicht mehr dieselbe«
Die 25-stündige Fokaltherapie der 18-jährigen Emine

Edith Naumann-Heiligenstein
»Der Außerirdische«
Die fristgemäße Beendigung, ein Eckpfeiler der Fokaltherapie

Marion Hermann
»Wir wissen nicht, was wir wollen«
Versuch einer fokalen Arbeit mit Eltern



Abstracts


Ulrike Jongbloed-Schurig
Die Fokaltherapiekonferenz am Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Frankfurt a. M.

Die Fokaltherapiekonferenz am Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie wird in ihrer Funktion als Werkstatt beschrieben, in der Fragen zum psychoanalytischen Prozess, zur Technik, zur Haltung sowohl allgemein als auch spezifisch bezogen auf Kinder, Jugendliche und Eltern nachgegangen werden kann. Der Versuch, in begrenzten Therapien mit festgelegtem Ende und fokussierten Konflikten zu arbeiten, ist nicht Mittel zum Zweck. Es kann nicht darum gehen, eine festgelegte Technik zu entwickeln, mit deren Hilfe Therapien verkürzt werden sollen, da festgelegte Techniken der Psychoanalyse nicht angemessen sind. Letztlich muss jede Maßnahme auf ihre Bedeutung in der jeweiligen Situation befragt werden. Die Fokaltherapiekonferenz stellt deshalb eine Möglichkeit zu Fort- und Weiterbildung, zur Vertiefung analytischen Arbeitens dar und ermöglicht ihren Teilnehmern, sich im »fokussieren« zu üben, was auch in anderen Settings hilfreich sein kann. In den sechs Falldarstellungen dieses Themenheftes wird beschrieben, welche Auswirkungen die festgelegte Begrenzung der Stundenzahl und die Fokussierung auf aktualisierte Konflikte auf den Prozess haben. Es wird deutlich, dass eine solche Vorgehensweise bei bestimmten Störungen und in bestimmten Entwicklungsmomenten sinnvoll und hilfreich sein kann.


Ellen Lang-Langer
»Niemand darf meine vernarbte Brust berühren, sonst muss ich ihn totschlagen«
Die fokale Behandlung einer Mutter und ihres vier Monate alten Babys

Ein Baby droht zu verhungern, weil es die von der Mutter angebotene Milch nicht trinkt. Im Verlauf der Behandlung können die traumatisch bedingten inneren Konflikte der Mutter, die mit der Geburt ihres ersten Kindes wiederaufleben, fokussiert werden. Die Fokalkonferenz, deren Arbeit die Behandlung begleitete, wird zum Spiegel der destruktiven unbewussten Prozesse zwischen Mutter und Baby.


Angelika Wolff
Tobias

Es handelt sich um den Bericht einer Fokaltherapie mit einem 4-jährigen Jungen, der an schwerer Verstopfung litt.


Eberhard Windaus
Vom Amokläufer zum gerupften Huhn
Aus einer Fokaltherapie mit einem 12-jährigen Jungen

Die Falldarstellung erörtert die Schwierigkeiten, in der frühen Adoleszenz mit einem langzeittherapeutischen Angebot ein Arbeitsbündnis herzustellen. Die Begrenzung der Therapie auf eine Fokaltherapie ermöglichte dagegen sowohl das Zustandekommen eines therapeutischen Prozesses als auch die Bearbeitung der der Symptomatik zugrunde liegenden unbewussten Thematik. Im Zentrum des Textes steht, wie wechselnde Fokusformulierungen die therapeutische Arbeit verändern und das zugenommene Verständnis reflektieren. Es wird gezeigt, welchen hilfreichen Einfluss der Gruppenprozess der Fokalkonferenz auf die Fortentwicklung der Therapie hatte.


Beate Kunze
»Ich bin nicht mehr ganz – ich bin nicht mehr dieselbe«
Die 25-stündige Fokaltherapie der 18-jährigen Emine

Die Fokaltherapie als modifizierte Anwendungsform der Psychoanalyse wird theoretisch kurz vorgestellt. In der Darstellung einer Behandlung mit einer spätadoleszenten Patientin soll das Verständnis fokaler Therapieprozesse veranschaulicht und vertieft werden, um deren Möglichkeiten für innere Veränderungen aufzuzeigen und deren Grenzen einzuschätzen. Darüberhinaus wird untersucht, ob bei Patienten in der Spätadoleszenz, deren Entwicklung in ihrem Fortgang durch im Wesentlichen ödipale Konflikte gestört ist, eine Fokalbehandlung es vermag, »psychische Knoten« (Winnicott) zu lösen. Dabei geht es auch um die Frage: Sind die für die Fokalbehandlung bedeutsamen Parameter – die Fokussierung und die Terminierung – besonders geeignet, progressive Prozesse im spätadoleszenten Patienten aufzunehmen, zu befördern und den Entwicklungsanschluss zu initiieren?


Edith Naumann-Heiligenstein
»Der Außerirdische«
Die fristgemäße Beendigung, ein Eckpfeiler der Fokaltherapie

Diese Arbeit behandelt die Fokaltherapie eines 25-jährigen Studenten, der, im Alter von 16 Jahren durch die Trennung der Eltern traumatisiert, einen prolongierten adoleszenten, neurotischen Konflikt aufwies. Der gesteigerte Narzissmus, der ein Durchgangsstadium im Separationsprozess der meisten Jugendlichen darstellt, war bei diesem männlichen Patienten in Form eines »turbulenten Selbst mit borderline-ähnlichem Agieren« (Streeck-Fischer, 1994) erhalten und drohte unbehandelt zu einer narzisstischen Charakterabwehr zu gefrieren und zur Lebensform zu werden.
Anhand des Behandlungsverlaufs soll die Frage gestellt werden, wie man den Trennungsprozess in einer zeitlich befristeten Therapie möglichst schon im Beginn der Therapie einschätzen könnte, um zu vermeiden, dass der Patient re-traumatisiert wird und die Gefahr besteht, dass seine Enttäuschungswut die geleistete gute Arbeit zerstören muss.
Die Festlegung des Beendigungstermins aktiviert schon zu Beginn einen unbewussten Trauerprozess und er ist der eigentliche Gegenstand der Arbeit an der Beendigung, um die Therapie bzw. den Analytiker zu einem guten inneren Objekt für den Patient werden zu lassen.
Die Bedeutung der Trennung für den Patienten sollte möglichst schon in den Vorgesprächen vom Analytiker verstanden werden und seine Haltung im Verlauf der Therapie bestimmen. Dazu muss dieser sich mit dem Konzept der befristeten Fokaltherapie identifizieren können, weil sonst die Gefahr besteht, dass er die Abwehr des Trennungskonflikts mitagiert bzw. der Konflikt im Handlungsdialog gebunden bleibt. Die Arbeit und Unterstützung der Fokalkonferenz erweisen sich hierbei als besonders wichtig, nicht nur für die Vertiefung des Verständnisses, sondern vor allem als Container, wenn der Behandler in der sich zuspitzenden Dynamik in Verwicklungen gerät.
In den Vorgesprächen muss die Grundfrage geklärt werden, ob eine fristgerechte Beendigung dem Patienten a) auf Grund seiner Struktur und b) auf Grund des unbewussten inneren Themas zugemutet werden kann, ohne dass sie traumatisierend wirkt.


Marion Hermann
»Wir wissen nicht, was wir wollen«
Versuch einer fokalen Arbeit mit Eltern

Mit der Darstellung einer Fokaltherapie (10 Sitzungen) eines Elternpaares wird der Arbeitsprozess der Fokalkonferenz dargestellt. Die Analyse der einzelnen Stundenprotokolle führt die Gruppe und die Therapeutin in ein Geflecht von Übertragung und Gegenübertragung, das – auf den Fall bezogen – zu einem immer tiefer werdenden Verständnis der Psychodynamik der Paarbeziehung führt. Fokusformulierungen können präzisiert werden, begrenzen jedoch auch den fokalen Rahmen. Letztendlich zeigen sich im vorliegenden Fall auch die Grenzen einer fokalen Arbeit, wenn Traumatisierungen und Konflikte auf nicht-ödipaler Ebene Erkenntnis und Einsicht erschweren.

 

 

 
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