Detailansicht

 

Initiative 9. November / Iris Bergmiller-Fellmeth / Elisabeth Leuschner-Gafga (Hrsg.)
Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt am Main
From DP-Camp Ferenwald to Frankfurt am Main
1. Aufl. 2019
204 S., 20 x 27 cm, Pb. Großoktav
19,90 €
ISBN 9783955582685

Lieferbar

Der Katalog zur Ausstellung »Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt in die Waldschmidtstraße« der Initiative 9. November e. V. im Hochbunker Friedberger Anlage in Frankfurt gewährt uns Einblicke in eine bis heute unbekannte Lebenswelt. Die Erinnerungen der Zeitzeugen sind voller Wehmut angesichts der Leiden und Trauer ihrer Angehörigen, gleichzeitig voller Dankbarkeit für deren Liebe und Fürsorge und die weitergegebene Überzeugung, »trotzdem Ja zum Leben (zu) sagen«.

Viele der Kinder von Föhrenwald bilden bis heute eine eng verbundene Gemeinschaft und wissen trotz der Last der Geschichte, ernst und fröhlich zugleich ihre Erinnerungen und Erkenntnisse weiterzugeben.

Nachdem 1951 die administrative Zuständigkeit für das DP-Lager Föhrenwald gewechselt hatte, erlangte mit Theodor Oberländer als Staatssekretär für Flüchtlingsfragen ein Nazi der ersten Stunde und im Krieg in antisemitische Mordaktionen involvierter Täter die politische Oberhoheit über das jüdische DP-Lager. Seine Laufbahn in der jungen Bundesrepublik steht exemplarisch für zahllose Nachkriegskarrieren gerade im Beamten- und Justizapparat. Auch mit Unterstützung antisemitischer Kreise erwirkte er schließlich die Räumung des DP-Lagers zugunsten des katholischen Siedlungswerks, das die Häuser Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland zuerkannte.
Die Ausstellung zeigt, dass die neu gekommenen jüdischen Einwohner*innen in der Waldschmidtstraße nicht zurückgekehrte Frankfurter, sondern Überlebende aus dem Osten Europas waren. Sie wurden nach etlichen Jahren vor allem im DP-Lager Föhrenwald, dem größten in der amerikanischen Besatzungszone, 1956/57 von bayerischen Behörden Frankfurt zugewiesen. Keiner von ihnen hatte ursprünglich im Land der Täter bleiben wollen; aus gesundheitlichen, finanziellen oder beruflichen Gründen war aber eine Auswanderung nicht möglich gewesen.
 


»Der Band kann in zwei Teile eingeteilt werden: Im ersten Teil wird das Leben im DP-Lager Föhrenwald dargestellt, während im zweiten Teil versucht wird, den Alltag in der Frankfurter Waldschmidtstraße abzubilden. Der Katalog bedient sich bei dieser Darstellung einer Vielzahl authentischer und eindrucksvoller Bilder und Texte, die durch Interviews mit den Kindern der jüdischen DPs mit Leben gefüllt werden. (...) Die Berichte der Kinder zeugen von den Erfahrungen des Großwerdens in einer Umgebung, in der man sich fremd fühlte, obwohl es die einzige war, die man als Kind kannte. Sie zeigen, wie ihnen selbst die einfachsten Erlebnisse außergewöhnlich vorkamen.«

(Percy Herrmann, in: Informationen)

 

»Alle, die an der Ausstellung und deren Katalog mitgearbeitet haben, leisteten einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Nebel des Verschweigens, in denen die Geschichte des Lagers Föhrenwald hätte entschwinden sollen, dauerhaft gelichtet werden. Zugleich ermutigen sie auf überaus anrührende Weise, sich der eigenen Geschichte zu stellen, auf andere zuzugehen und Vertrauen zu wagen. Dass dabei alle Texte und Bildunterschriften auch ins Englische übersetzt sind, erweitert den Kreis der Angesprochenen in erfreulicher Weise.«
(Manfred Holtze, in: Hessisches Pfarrblatt)

 
zum Anfang      zurück