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Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AKJP) 109, 1/2001
Phantasie und Symbolisierung
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie 109
Mit Beiträgen von Gustav Bovensiepen, Viviane Green, Horst Kämpfer, Julia Pestalozzi, Inge Seiffge-Krenke, Jürgen Thorwart, Gisela Zeller-Steinbrich
1. Aufl. 2001
152 S., 
19,90 €
vergriffen, keine Neuauflage * Bestellung abgelegt

Inhalt


Gustav Bovensiepen
Vom Körper zum Symbol
Symbolische Einstellung, Intersubjektivität und psychischer Raum

Horst Kämpfer
»Vom Juckpulversaft werden die Beine grau«
Symbolische Erfahrung in der Therapie

Viviane Green
Die analytische Behandlung eines Jungen, der es vorzog zu verstummen
Erfahrungsgebundene Vorstufen sich wandelnder Selbst-Objekt-Repräsentanzen

Julia Pestalozzi
Symbolisch und konkret
Psychotische Jugendliche in psychoanalytischer Psychotherapie

Gisela Zeller-Steinbrich
Schwangerschaft und Schwangerschaftsphantasie: Körperagieren, psychische Verarbeitung oder Entwicklungsstillstand?

Inge Seiffge-Krenke
Die Bedeutung von Phantasieproduktionen für die Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen

Forum
Jürgen Thorwart
Schweigepflicht und Supervision
Juristische und beziehungsdynamische Überlegungen zum Umgang mit anvertrauten Geheimnissen in supervisorischen Prozessen

Buchbesprechungen



Abstracts


Gustav Bovensiepen
Vom Körper zum Symbol
Symbolische Einstellung, Intersubjektivität und psychischer Raum

Bei der Behandlung schwer gestörter und traumatisierter Kinder ist es gerade die mangelhafte Fähigkeit zur echten Symbolbildung, die besondere behandlungstechnische Probleme aufwirft und die ein grundlegendes Hindernis darstellt, dass psychische Transformationsprozesse und ein Lernen durch emotionale Erfahrung (in Sinne von Bion) in Gang kommen. Es wird eine zusammenfassende Übersicht der Auffassungen zur Symbolbildung dargestellt, wie sie in der jungianischen und in der post-kleinianischen Tradition der Psychoanalyse vertreten werden. Dann wird aus der Behandlung eines Jungen berichtet, der durch eine schwere körperliche Darmerkrankung (Megacolon Hirschsprung) bereits als Säugling massiv traumatisiert worden war und der diese Erfahrung in der Behandlung durch projektive Identifizierung emotional re-inszenierte und kaum in der Lage war zu symbolisieren. Stattdessen griff er permanent die Fähigkeit des Therapeuten an, eine symbolische Einstellung (Jung) oder die psychoanalytische Haltung einer Rêverie (Bion) einzunehmen. Erleichtert durch das Verständnis der projektiven Identifizierungen als Kommunikation seiner inneren Verfassung und die Einführung einer Art imaginativer Zeichentechnik (wechselseitiges Malen von Bildergeschichten) gelang es ihm allmählich, einen psychischen Raum als triangulären Raum zu entwickeln, der Symbolisierung ermöglichte und ihn zunehmend befähigte, sich mit der Position des beobachtenden Dritten zu identifizieren, um seine innere Verfassung kennen zu lernen.


Horst Kämpfer
»Vom Juckpulversaft werden die Beine grau«
Symbolische Erfahrung in der Therapie

Die Arbeit wendet sich gegen den inflationären Gebrauch des Symbolischen und versucht, mit Hilfe des Begriffs der symbolischen Erfahrung, das notwendige Dreiecksfeld aus Symbol, Symbolisiertem und interpretierendem Subjekt in die Objektbeziehung hinein zu erweitern.
In Analyse und Therapie will das Abwesende gefunden werden. Im »durchlüfteten Raum« der analytischen Situation kreieren die Partner das »analytische Objekt« als symbolischen Ausdruck des Abwesenden. Die gemeinsame Schöpfung eines »dialogfähigen Gedankens« wird unter Berufung auf H. Wahl als symbolische Erfahrung beschrieben. Anhand eines Fallbeispieles wird aber auch darauf aufmerksam gemacht, dass es parallel dazu immer auch »diabolische Erfahrungen« und »Erfahrungen mit einem Lügenkind« gibt.


Viviane Green
Die analytische Behandlung eines Jungen, der es vorzog zu verstummen
Erfahrungsgebundene Vorstufen sich wandelnder Selbst-Objekt-Repräsentanzen

In diesem Artikel steht der klinische Bericht über die vierstündige analytische Behandlung eines elektiv mutistischen Jungen im Vordergrund. Es werden besonders die Aspekte der Behandlungsbeziehung, die für die Entwicklung des Jungen förderlich waren, betrachtet. Die Rolle, die die Analytikerin als neues Objekt in der Entwicklung des Kindes spielt, wird mit besonderer Bezugnahme auf die Art und Weise beleuchtet, in der diese an frühe Beziehungsmuster des Kindes zum primären Objekt anknüpft.
Es wird darin dargelegt, dass die nicht verbalisierten Aspekte in der therapeutischen Beziehung mit dem neuen Entwicklungsobjekt es dem Kind ermöglichen, seine innere Objektwelt so umzugestalten, dass das Wagnis, sich selbst zu erforschen und von den anderen erforscht zu werden, zugelassen werden kann. Abschließend wird eine Verbindung hergestellt zwischen den Überlegungen zur therapeutischen Veränderung und Forschungsergebnissen von neuen Kleinkindforschern wie Daniel Stern in Bezug auf frühe Interaktionen.


Julia Pestalozzi
Symbolisch und konkret
Psychotische Jugendliche in psychoanalytischer Psychotherapie

Eigenartige Störungen im Prozess der Symbolisierung sind spezifisch für die Pathologie der Schizophrenie. Es wird anhand der Fallvignette eines adoleszenten Psychotikers versucht, sowohl der Pathogenese solcher Symbolisationsstörungen, als auch der »normalen« Symbolisierungs- und Metaphorisierungsfunktion nachzugehen. Daraus werden Folgerungen für die psychoanalytische Technik bei in dieser Beziehung tief regredierten Patienten gezogen. Es wird auch grundsätzlich auf die Eigenheiten der Adoleszenz und auf die psychoanalytische Psychotherapie der Adoleszenten-Psychose eingegangen.


Gisela Zeller-Steinbrich
Schwangerschaft und Schwangerschaftsphantasie: Körperagieren, psychische Verarbeitung oder Entwicklungsstillstand?

Dargestellt wird im ersten, theoretischen Teil die Rolle der Schwangerschaft im Entwicklungsprozess als entwicklungsadäquate Krise, als psychosomatische Symptombildung oder als Zeichen von Stagnation und Zusammenbruch. Die Schwangerschaft in Phantasie und Realität kann als Übergangsphänomen verstanden werden, das eine Brückenfunktion hin zum abwesenden Primärobjekt hat. In anderen Fällen ist sie Ausdruck schwerer Entwicklungsbeeinträchtigungen. An zwei Kurzvignetten und einer ausführlichen Falldarstellung werden die theoretischen Aus¬führungen exemplifiziert.
Berichtet wird im Hauptfall die psychoanalytische Behandlung mit 6-jähriger Katamnese bei einer suizidalen Adoleszenten und späteren jungen Mutter. Kinderwunsch, Schwangerschaft, Abtreibung und Mutterschaft werden in ihrer Bedeutung für den Therapieverlauf und die psychische Entwicklung dieser Patientin untersucht.


Inge Seiffge-Krenke
Die Bedeutung von Phantasieproduktionen für die Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen

Der vorliegende Beitrag betrachtet zunächst entwicklungspsychologische und psychoanalytische Konzepte und Befunde zur Kreativität und Phantasie bei Kindern und Jugendlichen und beschäftigt sich dann mit einer sehr speziellen Phantasieproduktion, dem imaginären Gefährten. Des Weiteren geht es um den Beitrag, den Erwachsene generell und speziell Therapeuten zur Entwicklung und produktiven Nutzung von Phantasien bei Kindern und Jugendlichen leisten können. In diesem Rahmen werden die Bedeutung von Märchen und die Bedeutung und Funktion des Vorlesens behandelt. Verschiedene Anwendungsbeispiele zur Umsetzung im therapeutischen Raum illustrieren u.a. die produktive Nutzung des Übergangsraumes.


 

 
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