Detailansicht

 

Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AKJP) 105, 1/2000
Heilung und Veränderung im psychotherapeutischen Prozess
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie 105
Mit Beiträgen von Ulrike Guercke, Iris Hilke, Jochen Raue, Deta Margarete Stracke, Annette Streeck-Fischer
1. Aufl. 2000
104 S., 
19,90 €
vergriffen, keine Neuauflage * Bestellung abgelegt

 

 

 

Inhalt


Jochen Raue
Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand
Psychoanalyse bei Kindern und Jugendlichen im Spannungsfeld von analytischem Prozess und Heilungsanspruch

Iris Hilke
Was heilt – die Perspektive der psychoanalytischen Selbstpsychologie

Ulrike Guercke
Der mühsame Weg zur Psychoanalyse – zur Bedeutung von Hindernissen auf der Suche nach guten Erfahrungen

Annette Streeck-Fischer
Adoleszenz – Wege, Irrwege, Auswege
Einige spezifische Probleme in der psychoanalytischen Psychotherapie Jugendlicher

Deta Margarete Stracke
Überlegungen zur Funktion und Wirkungsweise bildnerischen Gestaltens innerhalb der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie

Buchbesprechungen



Abstracts


Jochen Raue
Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand
Psychoanalyse bei Kindern und Jugendlichen im Spannungsfeld von analytischem Prozess und Heilungsanspruch

Die grundlegenden Begriffe Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand in der psychoanalytischen Arbeit mit Kindern werden vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Frage der Heilung in der Psychotherapie diskutiert. Dazu kommen Überlegungen zum überragenden Stellenwert der Arbeit mit und an der negativen Übertragung sowie den Widerständen, die am meisten Zeitaufwand erfordert, aber als entscheidend für den Therapieerfolg angesehen wird. Dies wird an zwei klinischen Beispielen aus analytischen Kindertherapien illustriert und vertieft.


Iris Hilke
Was heilt – die Perspektive der psychoanalytischen Selbstpsychologie

Im Folgenden werden die für den Heilungsprozess wesentlichen theoretischen Konzepte der psychoanalytischen Selbstpsychologie dargestellt. Anhand eines klinischen Beispiels wird versucht aufzuzeigen, wie diese Konzepte sich auf den Behandlungsprozess auswirken.


Ulrike Guercke
Der mühsame Weg zur Psychoanalyse – zur Bedeutung von Hindernissen auf der Suche nach guten Erfahrungen

In dem Beitrag geht es um die inneren Hindernisse, die während einer Therapie der angestrebten »Heilung« entgegenwirken, weil sie das Erleben und die Internalisierung einer guten Objekterfahrung erschweren oder verhindern. Ausgehend vom Entwicklungsmodell Kleinianischer Objektbeziehungstheorie werden Hindernisse als unbewußt wirksame Phantasien über innere Objekte und deren Beziehungen verstanden, deren Bewußtmachung im Laufe der Behandlung erforderlich ist, um Veränderung zu bewirken. Je nach Struktur und vorherrschenden Abwehrmechanismen ist die Indikation bezüglich Dauer und Frequenz von Therapien unterschiedlich. Zwei klinische Beispiele veranschaulichen das.


Annette Streeck-Fischer
Adoleszenz – Wege, Irrwege, Auswege
Einige spezifische Probleme in der psychoanalytischen Psychotherapie Jugendlicher

Die Adoleszenz ist eine Zeit des Umbruchs und geht mit Veränderungen im persönlichen und sozialen Umfeld des Jugendlichen einher. Analytische Psychotherapie in dieser Zeit erfordert auf seiten des Psychotherapeuten spezifische Einstellungen, damit eine therapeutische Beziehung zustandekommt und aufrechterhalten bleibt. Drogen, Alkohol, Gewalt, Kriminalität und selbstschädigende Verhaltensweisen sind Irrwege und Auswege aus dieser Lebensphase mit ihren Belastungen. Es wird dafür plädiert, die Realität im therapeutischen Setting in verschiedener Hinsicht mehr zu beachten wie beispielsweise die faktische Realität des Jugendlichen, seine Mitteilungen in Handlungen, die Enactments und das Acting out. An Fallbeispielen insbesondere von Jugendlichen mit schweren und anhaltenden Traumatisierungen wird das Ausmaß der komplexen neurotischen Entwicklungsstörung verdeutlicht, die mit funktionellem Entwicklungsstillstand einhergeht.


Deta Margarete Stracke
Überlegungen zur Funktion und Wirkungsweise bildnerischen Gestaltens innerhalb der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie

In die therapeutische Situation vom Patienten eingebrachte Zeichnungen, Malereien oder Plastiken können eine Wirksamkeit entfalten, die sich nicht nur auf ihre Funktion innerhalb des Übertragungsgeschehens beschränkt, sondern durch den Gestaltungsprozess selbst bedingt ist. Dabei kann das Bild die Rolle eines materiellen Dritten bekommen und so eine trianguläre Situation entstehen. Das entstandene Bild ist sowohl Teil der inneren Welt des Patienten als auch ein konkretes Gegenüber in der äußeren Welt und kann auf diese Weise Übergangsobjektqualitäten erhalten. Als mater¬iali¬sierte Spur eines inneren Geschehens enthält das Bild im Gegenüber Spiegelfunktionen und kann so bei der Integration abgespaltener Persön-lichkeitsanteile wirksam werden.
Gaetano Benedetti, ein Psychiater und Psychoanalytiker aus der Schweiz, der mit schwer gestörten schizophrenen Menschen arbeitet, nutzt in seinen Therapien häufig Bilder, wenn die Möglichkeit, Sprache zu nutzen, durch die Pathologie des Patienten verstellt ist (vgl. Benedetti, 1997, S. 200ff.). Benedetti ist der Ansicht, dass ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung seelischer Erkrankungen die Unmöglichkeit ist, inneres Erleben zum Ausdruck bringen und kommunizieren zu können. Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen, wäre damit ein wichtiges Therapieziel (vgl. Benedetti, 1998, 1983).
In der Psychoanalyse mit Erwachsenen wird im wesentlichen Sprache als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel genutzt. In der psychoanalytischen Kinder- und Jugendlichentherapie ist das Ausdrucks- und Kommunikationsrepertoire erweitert. Es wird gespielt, gemalt und gesprochen. Dabei wird der Gehalt der gemalten oder gespielten Szene therapeutisch bearbeitet, aber der spezifischen psychischen Eigenwirkung von spielerischen und bildnerischen Prozessen, unabhängig von dem inhaltlich Dargestellten, weniger Aufmerksamkeit geschenkt.
Dieser eigenen Qualität und Wirkungsweise im Gestaltungsprozess möchte ich mich zuwenden und meine Überlegungen der Einfachheit halber auf zweidimensionale bildnerische Gestaltungen beschränken. Ich möchte nach einigen theoretischen Überlegungen aus zwei Jugendlichenpsychotherapien berichten, in denen das Malen wichtiger Teil der Therapie war.
Wenn ich in meinen Ausführungen von »symbolisch« oder »Symbol« spreche, so verwende ich diese Begriffe in einem sehr weit gefassten Sinn. »Symbolisch« meint danach die Beziehung z. B. eines Wortes, eines Verhaltens, eines Gedankens zwischen dem manifesten Ausdruck und der latenten Bedeutung. Ein »Symbol« ist dementsprechend etwas, was über seine manifeste Aussage hinaus unbewusste Bedeutung enthält.

 

 

 

 
zum Anfang      zurück