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Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AKJP) 139, 3/2008
Adoleszenz und psychosexuelle Entwicklung
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie 139
Mit Beiträgen von Willem Heuves, Thomas Hüller, Emma Ruiz, Elisabeth Schörry-Volk, Lisa Werthmann-Resch, Marie Zaphiriou Woods
1. Aufl. 2008
128 S., Pb.
19,90 €
nur (noch) beim Verlag erhältlich * Bitte bestellen Sie direkt beim Verlag

 

 

Inhalt


Vorwort

Willem Heuves
Frühe Adoleszenz, Sexualität und Behandlung

Thomas Hüller
Das dissoziale Symptom als Restitutionsversuch männlicher Identitätsentwicklung
Betrachtungen aus der Behandlung eines zwölfjährigen Jungen

Emma Ruiz
Die Feier des 15. Geburtstages
Ein ganz spezieller Geburtstag für die Jugendlichen in Lateinamerika

Marie Zaphiriou Woods
Wie ein adoptierter Junge die Analyse benutzte, um sich seine Männlichkeit wieder anzueignen

Forum
Elisabeth Schörry-Volk
Der Schatz liegt auf der Grenze: Begegnung – Auseinandersetzung – Beziehung
Aus der Behandlung eines 9- bis 11-Jährigen mit Migrationshintergrund

Thomas Hüller
Zeitgemäßes über Powerpoint und Qualitätssicherung

Film und Psychoanalyse
Lisa Werthmann-Resch
Hierankl (2003) – Zum Fliegen braucht man beide Flügel
Schwierigkeiten der Identitätsbildung bei unklaren Primärobjekten

Buchbesprechungen



Abstracts


Willem Heuves
Frühe Adoleszenz, Sexualität und Behandlung

Willem Heuves setzt sich in diesem Beitrag mit der von der Psychoanalyse vernachlässigten Phase der frühen Adoleszenz (Pubertät) auseinander. Er stellt zu Beginn psychoanalytische Theorien dazu dar, die als Ausgangspunkt die psychosexuelle Entwicklung haben. Ergänzt wird dies durch neue Erkenntnisse aus der Forschung zur kognitiven und narzisstischen Entwicklung und zur Entwicklung der Objektbeziehungen. Herausgearbeitet werden zwei zentrale narzisstische Positionen: die dyadische und die triadische Position, die viele Aspekte der adoleszenten Entwicklung und der Dynamik einer psychotherapeutischen Beziehung bestimmen.


Thomas Hüller
Das dissoziale Symptom als Restitutionsversuch männlicher Identitätsentwicklung
Betrachtungen aus der Behandlung eines zwölfjährigen Jungen

Betrachtet werden die technischen Fragen mit einer von Heinz Kohut beschriebenen idealisierenden Übertragung, die als narzisstische Abwehrform beim pubertierenden Patienten zu einem idealisierenden Widerstand in der Therapie führt. Das Durcharbeiten dieses Widerstandes ermöglicht dem Patienten, sich über die Ausbildung von Ansätzen einer therapeutischen Konfliktübertragung den Konflikten mit Gleichaltrigen neu zu stellen. Dabei wird auf ein spezifisches Problem der kinderpsychotherapeutischen Arbeit eingegangen, in der die begleitende psychotherapeutische Arbeit an den Projektionen der Bezugspersonen beim Therapeuten sowohl zu einem tieferen Verständnis wie auch zu einer Fusion mit der idealisierenden Abwehr des Patienten führt. Die Überlegungen schließen ab mit einer Hypothese zur transgenerativen Genese des dissozialen Symptoms in der männlichen Identitätsentwicklung.


Emma Ruiz
Die Feier des 15. Geburtstages
Ein ganz spezieller Geburtstag für die Jugendlichen in Lateinamerika

Dieser Artikel untersucht die Ursprünge und Wandlungen eines Festes, der Feier des 15. Geburtstages, das von weiblichen Jugendlichen verschiedener Länder Lateinamerikas und jenen lateinamerikanischen Mädchen, die in den Vereinigten Staaten geboren oder dorthin emigriert sind, mit besonderem Prunk begangen wird. Die Feier, die vor mehr als einem Jahrhundert als eine Form entstanden ist, um die Mädchen, die zu Frauen geworden waren, in die Gesellschaft einzuführen, hat in den komplexen, heterogenen und von Markteinflüssen durchzogenen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts die verschiedensten Formen angenommen. So wie sich auch die Möglichkeiten, diese Feier zu gestalten, verändert haben, so haben sich auch deren Bedeutung und soziale Folgen gewandelt.


Marie Zaphiriou Woods
Wie ein adoptierter Junge die Analyse benutzte, um sich seine Männlichkeit wieder anzueignen

Beschrieben wird die Analyse eines sechsjährigen Jungen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung, der als Zweieinhalbjähriger adoptiert worden war. Der Beitrag zeigt, dass die der Adoption vorangegangenen Deprivations- und Verlusterfahrungen seine Entwicklung besonders vulnerabel machten für die unbewältigten Konflikte der Adoptiveltern und für ihr Verhalten ihm gegenüber. Zu Beginn der Analyse lehnte Mickey die Maskulinität als Element, das seine traumatischen Trennungserfahrungen (beginnend mit der Ablehnung durch die leibliche Mutter) nicht nur nicht verhindert, sondern sogar verursacht hatte, vollständig ab. Sein Ideal war die Weiblichkeit; Mickey identifi zierte sich sowohl mit Mädchen (die in seinen Augen liebenswerter und begehrenswerter waren als Jungen) als auch mit Frauen (die er als ungemein verführerische, aber auch als verlassende Objekte erlebte). Die Sexualität diente ihm als Möglichkeit, sein fragiles Selbstgefühl zu stärken und sich seine Objekte zu sichern. Der Beitrag zeigt, dass Mickey im Laufe der Analyse die Fähigkeit erwarb, seine Aggression und seine phallische Sexualität anzunehmen; er konnte erforschen, was »Ein-Junge-Sein« bedeutet, und nach akzeptablen Identifizierungsmöglichkeiten suchen; schließlich identifizierte er sich nicht nur mit seinem Adoptivvater, den er als gewalttätig und furchterregend, zugleich aber auch als fürsorglich erlebte und als jemanden, der angemessene Grenzen zu setzen vermochte, sondern auch mit seinem »richtigen« (leiblichen) Vater.

 

 

 
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