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Christoph Braun / Wilhelm Brüggen / Andreas Gehrlach (Hrsg.)
Dialektik des Mythos
Mythen und Mythoskritik in der Freud’schen Psychoanalyse
1. Aufl. 2016
292 S., Pb. Großoktav
29,90 €
ISBN 9783955581725

Lieferbar

Sigmund Freuds Entmachtung der Rationalität des Menschen und Walter Benjamins Versuch einer Umwandlung des Bildes der Geschichte sind Wen­dungen gegen mythisch verstandene Welterklärungs­modelle. Diese radikalen Mythenkritiken zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Mythische nicht nur als ihr Gegenteil brauchen, sondern dass die Mythen wider Erwarten ein funktionaler Bestandteil ihrer Denkformen sind. Die Beiträge des Bandes gehen dieser Dialektik auf den Grund.
Die europäische Aufklärung ist nicht leicht auf den Begriff zu bringen, wenn sie aber auf ein Schlagwort gebracht werden soll, so wäre es das der Mythenkritik. Doch jede Verwandlung durch die Wissenschaften bedeutete nicht nur eine Befreiung, sondern zu allererst eine Kränkung: Die Soziologie nach Marx ist eine Lehre von der Gesellschaft, die sich nicht mehr anthropologisch-mythischer Topoi bedient, die Philosophie nach Kant ist von der Präsenz des Göttlichen gereinigt, die Biologie nach Darwin arbeitet ohne den Bezug auf Schöpfungsmythen und die Psychologie ist durch Nachdenken und Forschen über den Menschen ohne Rückgriff auf christliche Sündenlehren zu charakterisieren.
Haben sie alle aber nicht neue Mythen produziert? Die Autorinnen und Autoren versuchen, kritische Reflexionsprozesse in Gang zu setzen.

Radikale Mythenkritik zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Mythische nicht nur als ihr Gegenteil braucht, sondern dass die Mythen wider Erwarten ein funktionaler Bestandteil ihrer Denkformen ist. Die Beiträge des Bandes gehen
dieser Dialektik auf den Grund.

Wilhelm Brüggen
Die Freud’sche Psychoanalyse des Mythos

Christoph Braun
Der Name der Ratte – Zu Jacques Lacans Individualmythos des Neurotikers

Josef Ludin
Über die historische Wahrheit

Wilhelm Menke
Zur Aktualität des Mythos

Christoph Türcke
Freuds Mythos der Sohnesreligion

Iris Därmann
Wie man wird, was man isst. Opfermahlzeit, Kannibalismus und Identifizierung bei Robertson Smith und Sigmund Freud

Viola Altrichter
Die Entwicklung des Seelenbegriffes im interkulturellen Vergleich und seine Transformation zur Psyche

Andreas Gehrlach
Diebstahl statt Mord – eine andere Gründungserzählung in den Mosesbüchern

Bernd Heimerl
Der Ursprung der Kultur

Rüdiger Eschmann
Erlösung durch Zerstörung – Der Mythos der Apokalypse und das Unbewusste

Barbara Heindl
Scheiternde Subjektivität


»Vereint sind hier Aufsätze sowohl von psychoanalytischen als auch kulturwissenschaftlichen und philosophischen Kolleginnen und Kollegen, die damit ein gelungenes Beispiel interdisziplinärer Diskussion abbilden. Argumentierend auf hohem wissenschaftlichen Niveau versuchen sie gleichsam mikroskopische Tiefenschnitte in die mythologischen Schichten der psychoanalytischen Theorie (...). Insgesamt gelingt es dem Band (…) zu einem neugierigen Fragen nach dem existentiellen Gehalt zentraler menschlicher Mythen einzuladen. Für kulturwissenschaftlich Interessierte ein anspruchsvoller Leckerbissen.«
(Vera Kattermann, in: Deutsches Ärzteblatt PP)

 
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