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Henning Melber (Hrsg.)
Deutschland und Afrika – Anatomie eines komplexen Verhältnisses
Mit Beiträgen von Tahir Della, Andreas Eckert, Ulf Engel, ­Albert Gouaffo, Robert Kappel, ­Stephan Klingebiel, ­Steffen Haag, Reinhart Kößler, Bebero Lehmann, Manfred Loimeier, ­Boniface Mabanza, Andreas Mehler, ­Henning Melber, Stefanie Michels, ­Franziska Müller, Melanie Müller, Rita Schäfer, Joachim Zeller
1. Aufl. 2019
228 S., 15,5 x 23,5 cm, Pb. Großoktav
22,90 €
ISBN 9783955582579

Lieferbar

Der Band richtet sich im Sinne eines aufklärerischen Sachbuchs an ein interessiertes, aber nicht unbedingt einschlägig vorbelastetes Publikum. Zahlreiche namhafte Autorinnen und Autoren tragen in fast zwanzig Kapiteln kompetent dazu bei, umfassender und differenzierter als je zuvor die deutsch-afrikanischen Beziehungen kritisch zu reflektieren. Sie leisten damit einen notwendigen Beitrag zu einem überfälligen Diskurs, der den Realitäten im Zeitalter des Postkolonialismus Rechnung trägt.

Ein Jahrhundert nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft rücken allmählich im öffentlichen Diskurs Aspekte eines deutsch-afrikanischen Verhältnisses in das Blickfeld, die sich mit den anhaltenden strukturellen und mentalen Folgen hier wie dort auseinandersetzen. Der Band präsentiert fast alle Aspekte des deutschen Verhältnisses zu Afrika. Die Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft offerieren Einblicke und Analysen, die auch die afrodeutschen Sichtweisen umfassen und die über das offizielle Terrain weit hinausgehen. Die vielfältigen Kapitel zeichnen so ein nuanciertes Bild der Geschichte und Gegenwart einer komplexen Beziehung. Die Gesamt­bilanz verdeutlicht, dass die deutsche Gesellschaft mehr von einem Austausch mit Afrika geschuldeten Elementen geprägt ist, als dies weithin bewusst ist. Damit eröffnet der Band eine Perspektive für die Zukunft der deutsch-afrikanischen Beziehungen.

 

»Dieses Buch von Henning Melber sollte man, wenn man in der Kolonialismus-Diskussion mitreden möchte, unbedingt gelesen haben.«
(Olaf Zimmermann, Leiter des Deutschen Kulturrates, via Twitter)

 

Inhalt
Henning Melber: Das deutsche Afrika


Andreas Mehler: Deutsche Außenpolitik in Afrika

Robert Kappel: Deutsche Afrikapolitik – mehr als Stückwerk?

Stephan Klingebiel: Ein Plädoyer für Entwicklungszusammenarbeit mit Sub-Sahara Afrika

Rita Schäfer: Gender in der deutschen Afrikapolitik

Ulf Engel: Frieden und Sicherheit

Steffen Haag / Franziska Müller: Finanzplatz Afrika. Grüne Finanzflüsse und afrikanische Energietransitionen

Melanie Müller: Neuer Schwerpunkt in der Afrikapolitik – Migrationsabwehr

Boniface Mabanza Bambu: Politik mit Flüchtlingen

Andreas Eckert: Afrikawissenschaften in Deutschland. Eine historische Perspektive

Manfred Loimeier: Deutschland und die Literaturen Afrikas. Eine vergleichende Perspektive
 
Albert Gouaffo / Stefanie Michels: Afrikanische Kulturgüter und deutsche Museen: Wem gehört was?

Joachim Zeller: Weg vom Vergessen? (Post)Koloniale Erinnerungskultur in Deutschland

Reinhart Kößler: Zwischen kolonialer Amnesie und konstruktivem Engagement. Postkoloniale Asymmetrien

Tahir Della / Bebero Lehmann: Afrodeutsche und eine deutsche Afrikapolitik. Zwischen kritischer Aufarbeitung und kolonialen Kontinuitäten

Henning Melber: Herausforderungen deutscher Dekolonisierung
 

»Das Buch bietet eine sehr detaillierte Zusammenstellung über die Zusammenhänge und Beziehungen der deutschen Politik mit den Ländern Afrikas, eine Lektüre, die dazu auffordert sich verstärkt mit den vielfältigen Inhalten dieser Veröffentlichung zu beschäftigen.«
(Theresa Endres, für: africa-live.de)
 
»Nahezu allen Autoren gelingt es im analytischen Teil des Buchs, den Zusammenhang zwischen heutiger Afrikapolitik und ›kolonialem Blick‹ herzustellen – fachkundig und mit vielen Belegen, ohne erhobenen Zeigefinger. Die Aufarbeitung von Deutschlands kolonialem Erbe und ein Ende der ›kolonialen Amnesie‹ ist unbedingt geboten. Ein wichtiges Buch, das viele gute Argumente für eine dringend nötige Debatte liefert.«
(Marc Engelhardt, für Deutschlandfunk)
 
»Buchveröffentlichungen zu Afrika sind in den letzten Jahren selten geworden. Umso mehr ist dem Verlag Brandes & Apsel, der auch sonst etliche Monographien zu afrikanischen Ländern veröffentlicht hat, zu danken für ein Buch, in dem achtzehn Autorinnen und Autoren zu Wort kommen. Der Band hat den Anspruch, ein Jahrhundert nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft Aspekte eines deutsch-afrikanischen Verhältnisses in das Blickfeld zu rücken, ›die sich mit den Folgen dieser Geschichte in der Gegenwart auseinandersetzen‹. (...) Ein Buch, das einen weiten, aber notwendigen Bogen spannt, um die heutigen Debatten um Kolonialismus, den Umgang mit geraubten Kulturgütern, Rassismus, Migrations- und Flüchtlingspolitik zu verstehen und eine begründete Position zu beziehen.«
(Klaus Thüsing, in: afrika süd)
 
»Melber ruft zu aufgeklärten, humanen Kompetenzen auf: ›Die Überweindung amnesischer wie auch aphasischer Defizite erfordert eine grundlegende Revidierung von Sicht- und Verhaltensweisen.‹ Es ist der notwendige Perspektivwechsel, der und nur der es möglich macht, gleichberechtigte, ethische Vielfalt der Menschen zu denken und zu leben. Kolonialnostalgie und Verharmlosung sind immer noch individuell und gesellschaftlich präsent, Rassismus und Populismus bringen die Menschen um ihren Verstand, Egoismus und Fake News breiten sich aus. Da ist eine nüchterne, kompetente, fach- und fächerübergreifende Analyse notwendig.«
(Dr. Jos Schnurer, für: socialnet.de)
 
»Der Band richtet sich im Sinne eines aufklärerischen Sachbuchs an ein interessierte, aber nicht unbedingt einschlägig vorbelastetes Publikum. (…) Die vielfältigen Kapitel zeichnen so ein nuanciertes Bild der Geschichte und Gegewart einer komplexen Beziehung. Die Gesamtbilanz verdeutlicht, dass die deutsche Gesellschaft mehr von einem Austausch mit Afrika geschuldeten Elementen geprägt ist, als dies weithin bewusst ist. Damit eröffnet der Band eine Perspektive für die Zukunft der deutsch-afrikanischen Beziehungen.«
(VEM, Vereinte Evangelische Mission, 4/2019)
 
»Für Henning Melber ist die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und das Anerkennen der deutschen Schuld Grundstein für eine Afrikapolitik auf Augenhöhe. (...) Die nicht erfolgte Aufarbeitung der Vergangenheit prägte das Selbstbild Deutschlands als eine Nation weißer Menschen und hatte zur Folge, dass die Präsenz schwarzer Menschen in Deutschland unzureichend zur Kenntnis genommen wurde.«
(Sabine Balk, in: Entwicklung und Zusammenarbeit, 3/2020)
 
»Zur Reflexion laden viele der Texte ein - ob über die Dynamiken der Rezeption afrikanischer Literatur im deutschsprachigen Kontext, die Perspektiven schwarzer Menschen in Deutschland, postkoloniale Erinnerungspolitiken oder über den Umgang mit afrikanischen Kulturgütern in deutschen Museen.«
(Magdalena Freudenschuß, in: südlink, 3/2020)
 
»Zahlreiche namhafte Autorinnen und Autoren haben zum Gelingen der Publiaktion beigetragen. Herausgekommen ist ein gut lesbarer Sammelband, der einen umfassenden Blick auf die Problematiken des Verhältnisses zwischen Deutschland und Afrika erlaubt.«
(Hans-Ulrich Stauffer, in: afrika-bulletin, 5/2020)
 

Zu den Verbrechen der Kolonialmächte und zu der Frage, ob die Verantwortung für den Völkermord verjährt, äußert sich Henning Melber im Podcast WORTWECHSEL, Beitrag vom 18.06.2021, auf deutschlandfunkkultur.de:

Der deutsch-namibische Politologe Henning Melber wertet das Abkommen als Beleidigung, die vorgesehene Zahlung sei in ihrer Höhe eine »Peinlichkeit«. Historisches Unrecht lasse sich nie in Geld aufwiegen, kein einziges Menschenleben. Aber das Zeichen für Reue, Sühne und Entschuldigung müsse materielle Konsequenzen haben. Er könne keine Summe festlegen, sagt Melber. Aber die nun im Abkommen zugesagten 1,1 Milliarden Euro in 30 Jahren seien genau das, was Deutschland in den letzten 30 Jahren an Entwicklungshilfe nach Namibia überwiesen habe. In Relation zu milliardenschweren Infrastrukturprojekten wie dem Berliner Flughafen sei das zu wenig. Bundesaußenminister Maas habe sie eine finanzielle »Geste« genannt. In Verbindung mit dem Eingeständnis des Völkermords sei aber genau das eine Beleidigung, so der Wissenschaftler vom Nordic Africa Institute in Uppsala. [...]

Henning Melber betont: »Wir reden über koloniale Vergangenheit. In Namibia ist dies nicht Geschichte. In Namibia ist der Kolonialismus Gegenwart. Er zeigt sich täglich, wenn die Menschen an eingezäunten Farmen in weißem Besitz vorbeikommen.«  [...]

Und wie steht es um den Zusammenhang zwischen Rassismus und Kolonialismus? Die »koloniale Amnesie« sei in der deutschen Gesellschaft immer noch präsent, sagt der deutsch-namibische Politologe Melber. »Wir sind weiter geprägt vom kolonialen Blick.«

 
 
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