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Analytische Psychologie (AP) 149, 3/2007
Analytische Ausbildung
Analytische Psychologie 149
Mit Beiträgen von Elisabeth Adametz, Roland Huber, Volker Münch, Lilian Otscheret, Tanja Petschallies, Franz Plaut, Jens Preil, Peter Stadler
1. Aufl. 2007
120 S., Pb.
19,90 €
nur (noch) beim Verlag erhältlich * Bitte bestellen Sie direkt beim Verlag

 

 

 

 

 

Inhalt


Gustav Bovensiepen
Editorial

Anonyma
Entfaltung und Heilung analytischer Grenzverletzungen: persönliche, klinische und kulturelle Überlegungen

Volker Münch
Der dialogische Prozess und die Ausbildung zum Jungschen Analytiker

Jens Preil
Die Wahl des Paris oder: In welche Schule gehe ich?

Tanja Petschallies
Zum Dialog zwischen den Generationen

Elisabeth Adametz
Entwicklung von analytischer Haltung und Ausbildung in der Analytischen Psychologie

Roland Huber
Die lebenslängliche Übertragung

Lilian Otscheret
Kann eine Lehranalyse eine ausreichend gute Analyse sein?

Angelica Löwe
From then on Life was a Piece of Cake….
Interview mit Fred Plaut

Diskussionsforum
Peter Stadler
Eine Stellungnahme zu »Überlegungen zur Theorie der psychischen Entwicklung unter Einbeziehung des Archetypenmodells« von Helmut Schulz-Klein

Tagungsbericht
Impressionen von der Frühjahrstagung der DGAP Berlin 2007 »Analytische Haltung – Dialogischer Prozess«
Ein Seitenblick von Kandidaten und Kandidatinnen in der Aus- und Weiterbildung

Buchbesprechungen



Abstracts


Anonyma
Entfaltung und Heilung analytischer Grenzverletzungen: persönliche, klinische und kulturelle Überlegungen

Jungianische Analytiker und Analytikerinnen sind von unbewusster Verstrickung in Gruppenkomplexe nicht ausgenommen. Die Autorin stellt die Hypothese auf, dass es ein stillschweigendes dunkles Vermächtnis gebe, das die Überzeugung von der Überlegenheit der männlichen Urteilskraft und der Unterlegenheit der weiblichen zum Inhalt hat, ein Vermächtnis, das uns von Jung hinterlassen wurde und das bei einigen jungianischen Analysanden und Analysandinnen zu Verletzungen geführt hat. Vielleicht ist bewusste, öffentliche Trauer erforderlich, um unseren kulturellen Komplex zu heilen. Die Autorin zeichnet die Ursprünge ihrer eigenen patriarchalen Komplexe nach und deckt auf, wie diese sich in ihrer ersten Analyse mit dem patriarchalen Komplex eines jungianischen Instituts, ihrer beiden (männlichen) Analytiker und von deren Lehranalytiker, einer tragenden Säule der Institutsgemeinschaft, vermischten. Ihr erster Analytiker brach ihre Analyse ab, um eine private Partnerschaft mit ihr zu beginnen. Ihr zweiter Analytiker kolludierte unbewusst mit dem ersten, indem er das Ergebnis der ersten Analyse nicht als Übergriff und Verstoß gegen die allgemein anerkannten Regeln explorierte, was zu einer Beeinträchtigung auch der zweiten Behandlung führte. Der ältere Analytiker, Lehranalytiker der beiden vorerwähnten, wurde konsultiert, und auch er war außerstande, die Überschreitung anzusprechen. Da die Patientin eine schwere Symptomatik entwickelte, begann sie eine dritte Analyse bei einer Frau, und in dieser Analyse standen Übertragung und Regression im Mittelpunkt. Schließlich kam es zum Verständnis durch konfrontierende Auseinandersetzungen mit dem Jung-Institut und seinem Ethik-Komitee, welches das Verhalten des ersten Analytikers als unethisch beurteilte. Die Autorin sieht diesen Prozess als beispielhaft für das Ausagieren und die Heilung eines Gruppenkomplexes.

Schlüsselwörter: kultureller Komplex, Grenzverletzungen, Gegenübertragung, duale Beziehung, jungianische Analyse, unbewusste Kollusion.


Volker Münch
Der dialogische Prozess und die Ausbildung zum Jungschen Analytiker

Ich möchte vermitteln, unter welch großem Druck die Ausbildung zum Analytiker heute stattfindet, wobei uns formale, organisatorische und finanzielle Gegebenheiten und Zwänge quälen. Dem standzuhalten verlangt gut funktionierende Abwehrformationen und stellt uns im Wortsinn »auf die Probe«. Trotz unterschiedlicher Ausgangslage wird die Ausbildungszeit immer als Zeit hoher Belastung erlebt. Es geht mir hier um die innere Widerspiegelung der heutigen äußeren Ausbildungsrealität. Wie ich finde, können die Theorien der Intersubjektivisten, aber auch originär jungianische Ideen zum Verständnis dieses speziellen Prozesses beitragen. Was ist nun Dialogisch am und im Prozess der Ausbildung? Das erste ist, dass die Lebenswirklichkeit der Kandidaten auf dieser Tagung in einen erweiterten Dialog eintritt. Ich denke, das Dialogische ist ein Hauptmotor des Prozesses, wenn wir ihn mit den Intersubjektivisten als Co-Kreation zweier oder hier mehrerer Akteure verstehen. Einer erschafft den Anderen, mit Winnicott: es »gibt keinen Kandidaten ohne sein Institut« – doch auch der Umkehrschluss gilt: Jedes Institut ist seine Kandidaten, bezieht von ihnen her seine Daseinsberechtigung. Im Dialog darüber erst entsteht aber die Möglichkeit, dieses Geschehen zu reflektieren und auszuhalten. Aus diesen Spannungsfeldern heraus kann dann Neues und Kreatives entsteahen.

 

 

 

 

 

 
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