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Wolfgang Herrmann Körner
Der Unvollkommene
Roman
literarisches programm 163
1. Aufl. 2015
244 S., 20,7 x 13,5 cm, Frz. Br.
24,90 €
ISBN 9783955581183

vergriffen, keine Neuauflage * Bestellung abgelegt

Vom Scheitern an der Gegenwart und der irrlichternden Suche in der Vergangenheit. Was oft großspurig digitale Revolution genannt wird, erscheint den Protagonisten in Körners Roman wie eine zerstörerische Droge, die dem Menschlichen keine Chance lässt. Ein Roman, dessen zerrissene äußere Form die innere Verfasstheit der Handelnden treffend widerspiegelt. Eine Ein­ladung, sich auf eine Reise ins Ungewisse zu begeben.

Der Schriftsteller Jo Weinkauf hat lange in Ägypten gelebt. Vieles aus der frühen Geschichte des Landes erscheint ihm wie eine Erinnerung an ein Paradies. Mit der Digitalisierung, Kommerzialisierung und totalen Kontrolle aber ist für ihn die Schwelle zur Barbarei endgültig überschritten. In einem eigenwillig absurden Rhythmus taucht Jo in verstörende Landschaften ein. Sein und Schein durchdringen einander. Virtuos führt der Weg in eine Welt der Unsicherheit und Mehrdeutigkeit. Jedes kontinuierliche Erzählen, jede Handlungslogik steht dem entgegen.
Vergeblich versucht Jo sich als Schriftsteller Gehör zu verschaffen und stößt doch immer wieder nur auf seine eigene Unvollkommenheit. Im Sarkasmus seines Schreibens versucht er die Wirklichkeit zu ergründen. Vergebens. Mehr und mehr verstrickt er sich in den Totentanz der Gegenwart.

»Seine Texte, widersprach Jo erschöpft, müsse man auf ganz andere Weise verstehen: Sie seien, wenn auch ein wenig plump, verschlüsselt, hinterließen hoffentlich aber eine Spur von sibyllinischen Zeichen, die andeuteten, dass seine Vorstellungen in dem unverfrorenen Wahnwitz des Seins weit über das Geschriebene hinausreichten. Welche Wertigkeit ein Wort jeweils besitze, lasse sich nur aus dem Zusammenhang erschließen. Doch nicht alles, was vom Leben eines Menschen erzählt werde, müsse a posteriori auch glaubhaft wirken. Schließlich ereigneten sich immer wieder die unwahrscheinlichsten Szenarien. Und welche Theorie man immer auch als Erklärung des Geschehens aufstellen möge (beispielsweise: des Menschen Ethik sei eine Kloake), jede enthalte nur einen geringen Teil an Wahrheit. Wie aber sich zurechtfinden, lachte ich amüsiert. Indem er vor allem den Mehrdeutigkeiten der Welt Respekt zolle, entgegnete Jo: Und im Alten Ägypten könne er noch am ehe­sten begehbare Wege durch das Dickicht der menschlichen Existenz ausmachen. Voller Mitleid sah ich ihn an.«

 
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