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Analytische Psychologie (AP) 150, 4/2007
Im Dialog
Analytische Psychologie 150
Mit Beiträgen von Karl-Klaus Madert, Fred Plaut, Christian Roesler, Helmut Schulz Klein, Peter Stadler
1. Aufl. 2007
92 S., Pb.
19,90 €
nur (noch) beim Verlag erhältlich * Bitte bestellen Sie direkt beim Verlag

 

Inhalt


Michael Lindner
Editorial

Christian Roesler
Das Selbst im Cyberspace
Identitätskonstruktion in der Spätmoderne und Jungs Begriff des Selbst als objektiv Psychisches

Karl-Klaus Madert
Behandlung Traumatisierter mit Körperpsychotherapie

Peter Stadler
Der Dialog als archetypisches Geschehen

Fred Plaut
Siebenundfünfzig Jahre später
Das Leitmotiv mit sechs sowie mit dreiundsechzig Jahren

Diskussionsforum
Helmut Schulz Klein
Antwort auf Peter Stadlers Stellungnahme zu meinem Aufsatz »Überlegungen zur Theorie der psychischen Entwicklung unter Einbeziehung des Archetypenmodells« (Analytische Psychologie Heft 147, 1/2007



Abstracts


Christian Roesler
Das Selbst im Cyberspace
Identitätskonstruktion in der Spätmoderne und Jungs Begriff des Selbst als objektiv Psychisches

Das Konzept des Selbst bei Jung wird mit aktuellen Theorien von Identitätsbildung in spätmodernen Gesellschaften kontrastiert. Es wird der Frage nachgegangen, wodurch das Selbst bzw. die Identität formiert wird: aus Erfahrung und kulturellen Einflüssen, wie die moderne Identitätstheorie dies annimmt oder als in der Person schon präformiert, wie Jung argumentiert. Auf die Identitätsbildung haben heute Massen- und Kommunikationsmedien einen erheblichen Einfluss, wobei hier insbesondere Kommunikation im Internet und virtuelle Realitäten betrachtet werden. Die hierbei entstehenden Identitäten werden als polyzentrisch dargestellt. Jungs Konzept des Selbst erweist sich dabei als überraschend aktuell. Die Position des Konstruktivismus wird in Bezug auf Identitätstheorien erläutert und Parallelen in Jungs Denken aufgezeigt.

Schlüsselwörter: Selbst, Identität, Konstruktivismus, virtuelle Realität, Medien.


Karl-Klaus Madert
Behandlung Traumatisierter mit Körperpsychotherapie

Unter neurobiologischen Gesichtspunkten wird durch unbewältigbaren Stress das Hintergrundempfinden in Richtung »Gefahr!« verändert. Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung bilden sich »Als-ob-Schleifen«, in denen sich Erinnerungsfragmente an das Trauma immer wieder unverändert wiederholen. Um die Schleifen zu durchbrechen und die traumagetönte Gestimmtheit zu verändern, ist konkreter sensorischer Input bottom-up über die Körperschleife notwendig. Daraus ergeben sich therapeutische Prinzipien für die Behandlung Traumatisierter: Vermittlung nicht nur symbolischer, sondern auch konkret somatisch erlebter Sicherheit auf nonverbaler/präverbaler Ebene. Förderung einer entspannten parasympathikotonen Reaktionslage, Nutzung nonverbal-körpertherapeutischer Informationskanäle, Ansprechen impliziter Gedächtnisinhalte und Durcharbeiten des traumatischen Materials durch feinfühlig dosierte Konfrontation.

Schlüsselwörter: Trauma, Neurobiologie, Körperpsychotherapie, Symbolisierung, Mentalisierung, bottom-up, Als-ob-Schleifen.


Peter Stadler
Der Dialog als archetypisches Geschehen

Es werden einige Argumente zusammengetragen, die dafür sprechen, dass dialogische Prozesse in der analytischen Situation ein archetypisches Geschehen sein können. Diese Argumente sind bezogen auf Jungs dialogische Interpretation der psychoanalytischen Grundregel, auf eine interaktionistische Interpretation des Archetypenkonzepts, auf ein interaktiv-dialogisches Sprachverständnis und auf die Beschreibung eines Behandlungsverlaufs.

Schlüsselwörter: Dialog, Psychoanalytische Grundregel, Interaktion, Intersubjektivität, Archetyp.


Fred Plaut
Siebenundfünfzig Jahre später
Das Leitmotiv mit sechs sowie mit dreiundsechzig Jahren

Ich traf »Michael« zuerst, als seine Mutter ihn wegen seines Bettnässens in eine psychiatrische Kinderpoliklinik brachte. Er war damals sechs Jahre alt. Als Kind hat er seinen Krankheitsverlauf in einer Serie von Zeichnungen illustriert. Ich habe die prägnantesten aufgehoben und hier mit meinen Anmerkungen reproduziert. Aus dem Superman seiner Kindheit ist ein herausragender und viel geehrter Wissenschaftler geworden. Jetzt sucht er mich wegen eines Eheproblems auf, wie er schon in seinem Brief angedeutet hatte. Er wünscht sich auch einen letzten »kreativen Ausbruch«, denn er steht nur drei Jahre vor seinem altersbedingten Rückzug aus dem Berufsleben. Seine Frau soll von der heutigen Konsultation nichts wissen, denn für sie würde das einen Sieg [sic!] darstellen. Am Ende fragte er, ob er noch einmal kommen dürfte. In Hinsicht auf mein Alter (94) setzt dies meine Unsterblichkeit voraus. Eine archetypische Übertragung, die unanalysiert geblieben ist.

Schlüsselwörter: Enuresis, Mutter und Vater, Superman, Große Mutter, Unsterblichkeit.

 

 
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