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Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AKJP) 135, 3/2007
Säuglingsbeobachtung nach dem Tavistock-Modell
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie 135
Mit Beiträgen von Emmi Auch-Dorsch, Petra Aulbert, Uwe Baumgärtner, Petra Fischer, Elfi Freiberger, Gisela Heick, Adelaide Hermann, Gerd Hoos, Ross A. Lazar, Suzanne Maiello, Maya Nadig, Régine Prat, Cecilia Enriquez de Salamanca, Isca Salzberger-Wittenberg, Anna Schubert, Kordula Schumacher, Ulrike Treier
1. Aufl. 2007
152 S., Pb.
19,90 €
vergriffen, keine Neuauflage * Bestellung abgelegt

Einige Beiträge dieses Heftes sind im Buch Psychoanalytische Säuglingsbeobachtung und Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie, herausgegeben von Gabriele Häußler, nachgedruckt worden.



Inhalt


Isca Salzberger-Wittenberg
Was ist psychoanalytisch am Tavistock-Modell der Babybeobachtung?
Hat sie das psychoanalytische Wissen bereichert?

Régine Prat
Infant Observation – eine Ausbildung in den Grundregeln analytischen Zuhörens

Suzanne Maiello
Säuglingsbeobachtung als Lernerfahrung in der psychoanalytischen Ausbildung
Der Beobachter in der Position des Dritten und die Begegnung mit dem inneren Kind

Emmi Auch-Dorsch / Petra Fischer / Elfi Freiberger / Gisela Heick / Adelaide Hermann / Kordula Schumacher / Ross A. Lazar
Ich denk’, ich sehe was! … Siehst du es auch?
Das Münchner Säuglingsbeobachtungsseminar bei der Arbeit

Petra Aulbert / Cecilia Enriquez de Salamanca / Ulrike Treier
Säuglingsbeobachtung nach der Methode von Esther Bick
Über die Schwierigkeit, einen guten Ort emotionaler Nähe und Distanz zu finden

Werkstattbericht
Uwe Baumgärtner / Gerd Hoos / Anna Schubert
Psychoanalytische Babybeobachtung

Forum
Maya Nadig
Gebären als komplexer Handlungsprozess – rituelles Handeln in zwei Kliniken



Abstracts


Isca Salzberger-Wittenberg
Was ist psychoanalytisch am Tavistock-Modell der Babybeobachtung?
Hat sie das psychoanalytische Wissen bereichert?

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Lehren der psychoanalytischen Babybeobachtung,basierend auf der Methode, die Esther Bick vor fast 60 Jahren in der Tavistock Clinic in London entwickelt hat. Außerdem werden die Beziehung wischen Psychoanalyse und Babybeobachtung diskutiert und der Beitrag, den die Untersuchungsergebnisse der Babybeobachtung zum Verständnis der frühen geistigen und psychischen Entwicklung geleistet haben.


Régine Prat
Infant Observation – eine Ausbildung in den Grundregeln analytischen Zuhörens

Es wird erläutert, inwiefern die Ausbildung in der Kleinkindbeobachtung nach Esther Bick (im folgenden: IO) Psychoanalytikern und analytischen Psychotherapeuten spezifisches Rüstzeug von höchstem Wert liefern kann. Dabei werden drei Achsen in Betracht gezogen, die die allgemeineren, allen Beobachtern gemeinsamen Interessen (Sensibilisierung für die nonverbale Körpersprache innerhalb von Beziehungen, prägende Erfahrung in der Familie, Normalität statt Pathologie als Bezugssystem) ergänzen:
– die Arbeit mit der Gegenübertragung
– die gleichschwebende Aufmerksamkeit
– die wohlwollende Neutralität.


Suzanne Maiello
Säuglingsbeobachtung als Lernerfahrung in der psychoanalytischen Ausbildung
Der Beobachter in der Position des Dritten und die Begegnung mit dem inneren Kind

Die Säuglingsbeobachtung nach Esther Bick gehört seit vielen Jahren weltweit zu den Grundsteinen der psychoanalytischen Ausbildung. In der vorliegenden Arbeit wird der Stellenwert der Lernerfahrung, welche durch die Infant Observation vermittelt wird, untersucht. Das Beobachten eines Babys von der Geburt bis zum Ende des zweiten Lebensjahres ist untrennbar verbunden mit einem Lernprozess, der von intensiven emotionalen Erfahrungen begleitet wird. Es werden insbesondere zwei Aspekte beleuchtet, deren hoher Ausbildungs- und Bildungswert unbestritten ist. Zum einen wird der Beobachter Zeuge der intensiven archaischen Emotionen, die sich in jeder Mutter-Kind-Beziehung entfalten. Er begegnet dadurch in tiefen Schichten seiner selbst auch Spuren des eigenen frühkindlichen Erlebens. Zum anderen lernt er gerade durch die Begegnung mit seinem eigenen »inneren Kind«, im komplexen Feld der projektiven Identifizierungen zwischen der beobachteten Situation und seiner inneren Welt zu unterscheiden. Die Lernerfahrung der Säuglingsbeobachtung ermöglicht damit dem Beobachter einerseits, seine Aufnahmefähigkeit auch für rohe, unverarbeitete mentale Zustände zu erweitern und zu vertiefen, und andererseits, die für jedes wahre Verstehen unabdingbare Position des Dritten zu finden und zu wahren.


Emmi Auch-Dorsch / Petra Fischer / Elfi Freiberger / Gisela Heick / Adelaide Hermann / Kordula Schumacher / Ross A. Lazar
Ich denk’, ich sehe was! … Siehst du es auch?
Das Münchner Säuglingsbeobachtungsseminar bei der Arbeit

Anhand von drei Stundenprotokollen aus der Beobachtung eines Mädchens zwischen drei und zehn Monaten und den dazugehörigen Seminardiskussionen (die per Tonband aufgenommen wurden und zu diesem Zweck transkribiert wurden) wird die Arbeitsweise unseres Säuglingsbeobachtungsseminars dem Leser so weit zugänglich gemacht, wie dies in Druckform darstellbar ist. Dabei soll der Prozess der »Wahrheitssuche« mit allen dazugehörigen Schwierigkeiten und Freuden so weit wie möglich nachvollziehbar gemacht werden.


Petra Aulbert / Cecilia Enriquez de Salamanca / Ulrike Treier
Säuglingsbeobachtung nach der Methode von Esther Bick
Über die Schwierigkeit, einen guten Ort emotionaler Nähe und Distanz zu finden

Es werden ausgewählte Beispiele aus drei Säuglingsbeobachtungen vorgestellt. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Prozess des Findens einer guten Beobachterposition gerichtet. Bereits bei der Suche nach einer Familie, die die Anwesenheit des Beobachters gestattet, entfaltet sich das Thema: Wie nahe können wir kommen, ohne unsere Aufgabe aus dem Auge zu verlieren? Wie viel Abstand können wir halten, ohne fremd oder abweisend zu wirken? Welche inneren Spannungen können wir aushalten, ohne einzugreifen? Eine gute Beobachterposition – ein guter Ort emotionaler Nähe und Distanz – umfasst sowohl emotionale Nähe (Empathie, Reverie, Bereitschaft zu emotionalem Containment) als auch die für das Beobachtenkönnen erforderliche Distanz (die Notwendigkeit, den aktiven und projektiven Versuchungen zu widerstehen). Ein klares Beobachtungssetting ermöglicht und fördert die Entstehung von triangulären Räumen. Diese sind sowohl für die Entwicklung der Babys und ihrer Familien als auch für das Erlernen der psychoanalytischen Haltung von grundlegender Bedeutung.

 
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