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Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (AKJP) 104, 4/1999
Psychoanalytischer Prozess und psychoanalytische Technik
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie 104
Mit Beiträgen von Brigitte Allain-Dupré, Douwe Jongbloed, Doris Maass, Johan Norman, Maria Rhode, Angelika Staehle
1. Aufl. 1999
144 S., 
19,90 €
vergriffen, keine Neuauflage * Bestellung abgelegt

 

 

 

 

 

Inhalt


Maria Rhode
Wie man von A nach B kommt

Angelika Staehle
»Innere Landschaften und Fremdkörper« – oder der »Schatten des Objektes«
Aus der Behandlung eine Jugendlichen mit Symbolisierungsstörungen

Johan Norman
Die Freiheit zu spielen, zu träumen und zu denken

Douwe Jongbloed
Der Analytiker als »reales Objekt«
Prozeß und Interaktion

Brigitte Allain-Dupré
Die Liebe des Kindes – die Liebe zum Kind?

Forum
Doris Maass
Psychoanalytische Pädagogik und Frühförderung



Abstracts


Maria Rhode
Wie man von A nach B kommt

Die Autorin beschreibt anhand zweier Kinder mit Störungen aus dem autistischen Formenkreis das Dilemma, in das diese geraten, wenn es um die Introjektion geht. Das mütterliche Objekt dieser Kinder scheint unzugänglich für deren Furcht vor Vernichtung zu sein. Diese Kinder führen das auf die körperliche Besetzung der Mutter durch einen Rivalen zurück und versuchen damit umzugehen, indem sie entweder durch die frustrierende Brustwarze einzudringen suchen oder indem sie diese als Teil von sich selbst ansehen. Die Mutter ist dann beschädigt, entweder weil sie die Brustwarze an das Kind verloren hat, oder weil durch das Eindringen des Kindes ein Brunnen in der Mutter entstanden ist, in welchen das Kind fallen und sich verlieren könnte. Die Autorin erörtert Probleme, die daraus entstehen für das Introjizieren und Verdauen von Erfahrungen in einer befriedigenden Art und Weise und ohne Zufügen von Schaden für die inneren Objekte. Diese Kinder fühlen sich entweder in einen Kampf auf Leben und Tod mit der Mutter um den Besitz der Brustwarze verstrickt oder sie setzen ihr eigenes Inneres mit dem Brunnen, der in der Mutter entstanden ist gleich und erleben das so, daß Nahrung und Erfahrung sich darin verlieren. Das klinische Material dreier erwachsener Patienten, die Schwierigkeiten mit dem Verdauen von Erfahrungen haben und nicht richtig zufrieden sein können, wird unter dem Gesichtspunkt dieser Überlegung beleuchtet.


Angelika Staehle
»Innere Landschaften und Fremdkörper« – oder der »Schatten des Objektes«
Aus der Behandlung eines Jugendlichen mit Symbolisierungsstörungen

In dieser Arbeit werde ich einige Überlegungen zur Diskussion stellen, die die Schwierigkeiten mancher Patienten betreffen, aus neuen Erfahrungen zu lernen und sie zu introjizieren. Dieses Fehlschlagen der Verarbeitung von emotionalen Erfahrungen beeinträchtigt ihre Fähigkeit zum symbolischen Denken. Die Folge ist, daß sich ihr Denken in weiten Bereichen auf konkretem Niveau bewegt, was zur Konfusion zwischen Phantasie und Realität, zwischen Selbst und Objekt führt. In meinen Überlegungen beziehe ich mich auf die von Melanie Klein entwickelten Konzepte über die Konkretheit der inneren Welt und der inneren Objekte sowie ihre Theorie der depressiven und paranoid-schizoiden Position. Bion entwarf eine Theorie des Denkens, in der er die Bewegungen von der paranoid-schizoiden zur depressiven Position zusammen mit seinem Modell des Containments als interaktiven Prozeß zwischen Mutter und Säugling, zwischen Analysand und Analytiker beschreibt. Im günstigsten Fall kann die Mutter die unverdauten, emotionalen Erfahrungen des Säuglings verstehend aufnehmen, aufbewahren, modifizieren und zu einem geeigneten Zeitpunkt zurückgeben. Reintrojiziert wird dann nicht nur ein erträglich gemachtes Gefühl, sondern ein Objekt, das fähig ist zur Introjektion und zur Bearbeitung des Introjizierten. In dieser Arbeit interessieren Patienten, die nicht nur unter den Folgen von mangelndem Containment litten, sondern die auch noch massiv als »Gefäß« für die unverdauten Phantasien und Erlebnisse der Eltern herhalten mußten. Am Beispiel der Behandlung eines jugendlichen Patienten wird versucht, die schwer auszuhaltende Gegenübertragung und die Auswirkungen auf Haltung und Technik im analytischen Prozeß aufzuzeigen.


Johan Norman
Die Freiheit zu spielen, zu träumen und zu denken

In dieser Arbeit soll untersucht werden, was damit gemeint ist, wenn wir sagen, das Spiel diene der Vermittlung der innerpsychischen Welt. Die innere Welt wird mit unseren Eindrücken der äußeren Welt ausgestattet. Die Leidenschaften und Erfahrungen aus dem Innern haben keine eigene Form und benutzen die Formen von Zeit und Raum aus der äußeren Realität. Es wird eine innere Objektwelt geschaffen, und insofern handelt es sich um den gleichen Vorgang wie bei der Erschaffung des Traumbildes und seiner Ausstattungen. Im Spiel findet eine zyklische Bewegung statt: Die Requisiten der Innenwelt dringen in die äußere Realität ein; die äußere Form und die Form des inneren Objektes bewirken eine zweifache Sichtweise. Wir schauen das Objekt im Raum aus zwei Blickrichtungen an. Die Erfahrung aus den Psychoanalysen dreier Kinder wird dargestellt, um die inneren Bewegungen, die dem Spiel und dem Spielen innewohnen, unter verschiedenen Perspektiven zu zeigen.


Douwe Jongbloed
Der Analytiker als »reales Objekt«
Prozeß und Interaktion

In diesem Artikel wird die Rolle des Analytikers im Prozeß der Analyse unter dem Gesichtspunkt beschrieben, daß der Analytiker in der Arbeit mit seinen Patienten Bedürfnisse hat und entwickelt; besonders wird eingegangen auf das Bedürfnis, als »ganzes Objekt« mit eigenen Gefühlen wahrgenommen zu werden. Im Prozeß einer Analyse wird es oft erst nach langer Zeit möglich, ist dann aber auch notwendig und hilfreich, daß der Analytiker sich als »reales Objekt«, als »echter Mensch« präsentiert. Das verursacht dann eine tiefgehende Veränderung in der Analyse. Außerdem wird eine Verbindung hergestellt mit der Rolle des Vaters bei der Entstehung der Fähigkeit, triadische Beziehungen zu entwickeln. Beides wird anhand von zwei Kinderanalysen aufgezeigt.


Brigitte Allain-Dupré
Die Liebe des Kindes – die Liebe zum Kind?

In ihrer Betrachtung der Gegenübertragung in der kinderanalytischen Arbeit untersucht die Autorin die Natur der Liebe zwischen Kind und Erwachsenem auch unter dem Aspekt der pädophilen Perversion. Sie stellt die Hypothese auf, daß die Reflektionen über die Übertragungsbeziehung in der Kinderanalyse deshalb relativ rar und dünn sind, weil sie gefangen blieben in der Unterdrückung des Inzestthemas. Auf der Basis des Jungschen Modelles der quaternio wird dargestellt, wie hemmend sich das sexuelle Thema des Inzestes auf den therapeutischen Prozeß auswirkt, wenn es unbewußt bleibt und in der Analyse nur ungenügend bearbeitet wird.

 

 

 

 

 

 
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